Was Unternehmen vom Profisport lernen können (Teil 2)

Im ersten Teil unserer “Miniserie” zu Strategieentwicklung im Profisport haben wir uns mit dem Paradebeispiel Bayern München befasst. Manchmal fällt es schwer, sich am Branchenprimus zu orientieren, da dieser Verein (oder im Geschäftsleben das Top-Unternehmen) aufgrund des langjährigen Erfolgs mit ganz anderen Mitteln operieren kann.

Schauen wir uns daher ein zweites beispiel an. Einen Verein, der vor nicht allzu langer Zeit noch insolvenzbedroht war, der sich aber inzwischen fest als Nummer 2 im deutschen Fußball etabliert hat.

Borussia Dortmund

Ein ganz anderer Verein als Bayern München, eine ganz andere “DNA” und dementsprechend auch eine ganz andere Strategie. Aber auch hier wird das eigene System von den grundlegenden Werten bis zum Spielsystem konsequent durchgezogen.

Das Selbstverständnis des BVB

Das sportliche und wirtschaftliche Handeln ist geprägt von der Identifikation mit der ehemaligen Arbeiterstadt, der Verbundenheit mit den Fans und den Emotionen, die sich rund um den Fußball im Ruhrgebiet entfalten. Borussia Dortmund steht für “Intensität”, “Echtheit”, “Bindungskraft” und “Ambition”. Der Slogan “Echte Liebe” bringt dies perfekt zum Ausdruck.

Langfristige Ziele des BVB

Auf diese Eckpfeiler stützt sich der Anspruch, dauerhaft im Westen  “die Nase vorn” zu haben und sich in der Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga zu etablieren. Dadurch bleibt man auch international im Geschäft. Man sieht sich jedoch nicht selbstverständlich als einen Anwärter auf die deutsche Meisterschaft, geschweige denn auf einen internationalen Spitzenplatz.
Vor dem Hintergrund der durchlebten Krise und der “Beinah-Insolvenz” im Jahre 2005 will man den sportlichen Erfolg maximieren, “ohne neue Finanzschulden aufzubauen”. Bis 2025 soll die Umsatzschwelle von Mio. € 500 ohne Transfereinnahmen erreicht werden.

Jahres-/Saisonziele

Sportlich und wirtschaftlich reiht man sich hinter den Bayern ein. Man wähnt sich nicht auf Augenhöhe, sondern gibt als Saisonziel regelmäßig “nur” die Teilnahme an der Champions League an. Umsatz und Ertrag sollen kontinuierlich wachsen.

Strategie

Zu einem “Arbeiterverein” mit emotionalen Fans gehört auch eine entsprechende Spielstrategie. Offensiver Fußball, gepaart mit Kampfgeist und Leidenschaft bestimmen das Spiel des BVB. Dies ist kein Zufall, sondern wird von der Vereinsführung gefordert und durch entsprechende Strategien konsequent umgesetzt. Das Team besteht einerseits aus erfahrenen Spielern, die sich in Zweikämpfen aufreiben und so zu einer maximalen Identifikation mit den Fans beitragen. Andererseits werden immer wieder junge und hungrige Talente integriert, die nach und nach zu internationalen Top-Spielern entwickelt werden. Hier gilt die Devise: günstig einkaufen und teuer wieder verkaufen. Ein wirtschaftlich enorm erfolgreicher Ansatz, der ideal zu Borussia Dortmund passt, da man über Jahre hinweg bei den Spielereinkäufen nicht aus dem Vollen schöpfen konnte.

Trainer und Spieltaktik

Dazu bedarf es eines Trainers, der junge Talente entwickeln kann und eine entsprechende Spielphilosophie vertritt. Der “Vollgas-Fußball” von Jürgen Klopp konnte dies perfekt umsetzen. Thomas Tuchel und aktuell Lucien Favre legen ebenfalls Wert auf die Entwicklung junger Talente und einen entsprechenden Spielstil.

Take-Aways: Strategien im Sport

Fassen wir noch einmal zusammen: Man erkennt die unterschiedlichen Systeme: In München einerseits das überlegene Selbstverständnis, der Dominanz-Ansatz, der nur durch Top-Spieler und Ballbesitz-Fußball erreicht werden kann. In Dortmund dagegen das emotionalere Wertesystem mit Leidenschaft auf dem Platz, hungrigen, jungen Spielern und einem emotionalen Trainer.

Die unterschiedlichen Werte werden in beiden Fällen über Zielvorgaben, stimmige Strategien bis hin zu taktischen Maßnahmen auf dem Rasen perfekt von oben nach unten durchdekliniert. Dies ist die Basis für den sportlichen Erfolg.

Was können Unternehmen aus diesen Beispielen lernen?

Der Sport hat sich in den letzten Jahren enorm professionalisiert, die Vereinsführungen haben verstanden, dass nachhaltiger Erfolg ein stimmiges Werte-/Ziel- und Strategiesystem erfordert. Hier haben die Vereinsführung inzwischen vielen Mittelständlern etwas voraus.

Nehmen Sie sich – je nach Sympathie und Unternehmenslage – eines der gezeigten Beispiele zum Vorbild. formulieren Sie Ihre lang- und kurzfristigen Ziele schriftlich und schwören Sie Ihre “Mannschaft” darauf ein. Machen Sie konkrete Vorgaben für einzelne Abteilungen, wie diese jeweils zum Erreichen der Unternehmensziele beitragen sollen. Und dann legen Sie los. Überprüfen Sie regelmäßig, ob Sie Ihren Zielen näherkommen und steuern Sie gegen, falls Sie den Kurs verlassen sollten.

Wenn Sie diese Schritte konsequent umsetzen, sind sie Ihrer Konkurrenz bereits ein großes Stück voraus.

 

Thomas Winkler
Geschäftsführung MMC

Für diejenigen, die noch einmal den ersten Teil vergleichsweise lesen möchten:  Hier ist der Link