In den letzten Jahren – hauptsächlich ausgelöst durch die Wirtschaftskrise 2008/09 – wurden der Begriff Factoring und seine Möglichkeiten immer bekannter. Bis hin zu den Endverbrauchern, die unter Umständen selbst mit Factoring in Berührung kommen, wenn sie Medikamente aus einer Internet-Apotheke bestellen oder die Rechnung vom Tierarzt begleichen.
Weitaus weniger bekannt ist dagegen das Finetrading. Es betrifft auch nur Gewerbetreibende und Unternehmen. Im Gegensatz zum Factoring wird nicht der Umsatz vorfinanziert, sondern der Einkauf.

Wie funktioniert Finetrading?
Der Käufer bestellt seine Ware – im allgemeinen Rohstoffe – bei seinem Lieferanten. Dieser liefert die Ware vertragsgemäß an den Käufer aus, stellt die Rechnung aber auf den Finetrader aus, der wiederum den Lieferanten unverzüglich bezahlt. Nach der vereinbarten Zahlungsfrist (z.B. 120 Tage) fakturiert der Finetrader dann die Ware nebst Gebühren und Zinsen an den Käufer.

Einsatzmöglichkeiten
Aufgrund der Kreditvergabeverordnungen wird es für Unternehmen vermehrt schwieriger, Kredite zu erhalten. Bankenunabhängige Alternativen gewinnen dadurch immer mehr an Bedeutung. Für folgende Unternehmen könnte das Finetrading eine attraktive Finanzierungsvariante darstellen:

  • Unternehmen mit starken, saisonbedingten Umsatzschwankungen
  • Unternehmen, die Rohstoffe auf Märkten mit volatilen Einkaufspreisen verarbeiten
  • Unternehmen in Wachstumsphasen
  • Unternehmen mit fehlenden Sicherheiten, da diese bereits an die Hausbank vollständig übertragen wurden
  • Unternehmen mit hohen Bestellvolumina, die aber nur unzureichend kreditversichert werden können

Vorteile für den Lieferanten

  • Sofortige Begleichung der Lieferantenrechnung. Liquidität ist vorzeitig verfügbar.
  • Wegfall des Ausfallrisikos für den Lieferanten

Vorteile für den Käufer

  • verlängertes Zahlungsziel für den Besteller. Dadurch wird die Liquidität geschont.
  • Verbesserung von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie CashFlow, Bonität, Rating etc.
  • Entlastung der Kreditlinie
  • Erweiterung der Kreditversicherung

Nachteile für den Käufer

  • Aufwand bei der Implementierung (z.B. Anpassung der EDV bzw. Änderung der Stammdaten)
  • hohe Gebühren und Zinsen

Voraussetzungen

  • positive Beurteilung des Käufers durch Finetrader
  • Lieferant und Käufer müssen sich über das Finetrading einig sein

Schematisches Model des Finetradings

Mark Mentzel