Einige Unternehmen loben Factoring als die ultimative Form zur Verbesserung ihres Cashflows. Andere beklagen, dass durch Factoring ihr finanzieller Spielraum sogar reduziert wurde. Wie kann das sein? Was stimmt denn nun? Bringt Factoring wirklich etwas? Ist es teurer als ein „normales“ Darlehen?
Bringen wir etwas Licht in das Dunkel:
Ein Unternehmen (Factoring-Kunde) verkauft seine Forderungen an einen Finanzdienstleister, den Factor. Das Ziel dabei ist, schneller Geld für die getätigten Umsätze zu erhalten. Der Zahlungseingang wird hierdurch tatsächlich beschleunigt. Denn: nach Übertragung der Forderung an den Factor zahlt dieser bereits am folgenden Tag den Forderungswert an den Factoring-Kunden aus. Das nachfolgende Schema verdeutlicht den Ablauf:
Was ist Factoring eigentlich?
Wird tatsächlich sofort die komplette Forderung bezahlt?
Nein! Der Factor wird einen Sperrbetrag einbehalten. Dieser ist für evtl. Skontoabzüge bzw. Reklamationen vorgesehen. Nach Zahlung durch den Debitor wird der Rest-betrag an den Factoring-Kunden ausgezahlt. In der Regel werden in der ersten Zeit 20% der Forderung als Sperrbetrag eingehalten. Nach Ende einer Anlaufphase wird die Sperrquote meistens auf 10% gesenkt.
Was kostet Factoring?
Neben dem Sperrbetrag wird der Factor auch eine Gebühr (Factoring-Gebühren) einbehalten. Die Factoring-Gebühren betragen zwischen 0,25% und 1,00%, bezogen auf den Brutto-Rechnungsbetrag. Hinzu kommen die Zinsen für den Factoring-Kredit (für die angekauften und noch nicht bezahlten Forderungen) und die Gebühren der jährlichen Bonitätsprüfung der Debitoren.
Was muss ich vor Vertragsabschluss beachten?
Leider wird oft vergessen, dass der Factoring-Kunde seinen Bestand an Forderungen oftmals als Sicherung an seine Hausbank abgetreten hat (Globalzession). Es muss also im Vorfeld geklärt werden, ob die Hausbank die ihr übertragenen Sicherheiten frei gibt.
Außerdem muss geklärt werden, ob auch der zum Factoring-Start bestehende Forderungsbestand an den Factor verkauft werden kann (Einmaleffekt). Gelegentlich wird darauf verzichtet, so dass nur neue Forderungen durch den Factor angekauft werden.
Vorteile vom Factoring:
- Verbesserung der Liquiditätssituation
- Verkürzung der Forderungslaufzeit
- Verkürzung der Bilanzsumme = Erhöhung der Eigenkapitalquote
- Verbesserung des Ratings
- Factor übernimmt das Mahnwesen
- Factor trägt das Risiko des Ausfalls
- Fremdkapitalbedarf sinkt
Nachteile vom Factoring:
- Kürzung des Kontokorrentkredits bei der Hausbank, da die Sicherheiten wegfallen
- es fallen Gebühren an
- Sicherheiten müssen frei sein
- Debitoren müssen jährlich geprüft werden
- Abwicklung/Buchhaltung ist aufwändiger
- einzelne Debitoren können abgelehnt werden
- ganze Debitoren-Gruppen (z.B. Kunden aus Nigeria) können abgelehnt werden
- Einsatz lohnt sich nur bei Forderungslaufzeiten >30 Tage
- kein Factoring bei Projektrechnungen
- kein Factoring bei Privatkunden
Ist Factoring nun Fluch oder ein Segen?
Factoring kann ein sehr wirksames und sinnvolles Finanzierungsinstrument sein, wenn die Voraussetzungen stimmen (s.o., Vor- und Nachteile). Ein Unternehmen muss im Vorfeld unbedingt prüfen, ob es Factoring-würdig ist und wie seine Kundenstruktur aussieht. Da das Themenfeld sehr komplex ist, sollte vor Vertragsunterzeichnung die Hilfe von erfahrenen Beratern in Anspruch genommen werden. Gern stehen wir Ihnen für ein unverbindliches Gespräch zu diesem Thema zur Verfügung. Sprechen Sie uns einfach an!